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Chronik

CHRONIK

verfasst von Dr. Regine Jungwirth im Zuge der Ausstellung „75 Jahre Stadtbücherei Eferding – Die fabelhafte Welt des Lesens: Vom Leseverein zur Stadtbücherei“

 

ANFÄNGE

Nach dem Ende des 2. Weltkriegs wurde die während der NS-Herrschaft durchgeführte Kommunalisierung der österreichischen Büchereien vielerorts beibehalten.

Auch die Stadtgemeinde Eferding entschied sich im Februar 1946 dafür, die „Stadtbücherei“ als Gemeindebücherei zu belassen und sie dem neu geschaffenen Kulturaus-schuss anzugliedern.

In einem ersten Schritt erfolgte die nur als vorläufige Lösung betrachtete Aufstellung der Bücherei „beim Gemeindeamt“, Stadtplatz 14, wo auch die Sortierung des Bücherbe-standes vorgenommen wurde.

„Um aber einen richtigen Überblick zu erhalten und um die Bücher richtig einreihen zu können, stellt der Vorsitzende, Bgm. Franz Huemer den Antrag, der Gemeindeausschuss möge den Ankauf eines Bücherregales und die Anbringung eines Gitters vor dem Ausgabe-raum bewilligen.“  (Stadtarchiv Eferding, Gemeindeausschuß-Sitzungsprotokolle 1945-49, 24. März 1947)

Spätestens ab Mai 1948 war die „Eferdinger Stadtbücherei“  in der Papierhandlung Mathä-Ehgartner, Schmiedstraße 3, untergebracht. Die Leitung der Bücherei hatte Robert Mathä inne.

Den Sitzungsprotokollen der Stadtgemeinde zufolge erfreute „sich die Stadtbücherei nun wieder eines guten Zuspruchs seitens Leselustiger“. Diese konnten aus einem Bestand von ca. 1000 Büchern wählen. Auf die sichtbaren Erfolge reagierte man mit weiteren Buch-anschaffungen und gezielten Werbemaßnahmen.

„Er [J. Freilinger] erwähnt sodann, daß sich anläßlich der nunmehr stattfindenden Buchwoche auch die Stadtbücherei Eferding beteilige, die in der Auslage des Kaufgeschäftes Mathä eine Werbeschau veranstalte.“ (Stadtarchiv Eferding, Gemeindeausschuß-Sitzungsprotokolle 1945-49, 19. Nov. 1949)

1951 übersiedelte die „Stadtbücherei“ in einen Kellerraum der damaligen Hauptschule, Starhembergstraße 1. Die dafür nötige Anschaffung von zwei neuen Bücherregalen zeigt, dass mit der Übersiedlung auch eine Vergrößerung der Bücherei einherging.

Der Lokalwechsel erwies sich jedoch bald als Fehlentscheidung. Die „schlechte Unter-bringung der Stadtbücherei“ veranlasste die Verantwortlichen schon Ende 1953, von Neuem mit der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten zu beginnen.

Erst im Herbst 1956 konnte mit der nun nicht mehr gebrauchten Schulwartwohnung in der ehemaligen Knabenvolksschule Grienbergerstr. 2 eine neue Bleibe gefunden werden. In die Übersiedlung involviert war auch der damals als Büchereileiter fungierende Gemeinde-bedienstete Othmar Helmbacher.

 

AUFBAU und KONSOLIDIERUNG

Nachdem der Gemeindebeamte Friedrich Rötzer die „Stadtbücherei“ 1957 einer um-fassenden Revision unterzogen hatte, übernahm er 1958 auch ihre Leitung.

„Vizebgm. Dr. Tull führt aus, daß der Gemeindebeamte Rötzer anlässlich der vorletzten Sitzung des Gemeindevorstandes beauftragt worden sei, eine Neuordnung der Bücherei vorzunehmen.

Rötzer habe diese Arbeiten nunmehr durchgeführt und er – Dr. Tull – habe sich davon überzeugen können, dass die Bücherei nunmehr sehr sauber geführt werde.“              (Stadtarchiv Eferding, Gemeindeausschuß-Sitzungsprotokolle 1956-58, 9. Juli 1957)  

Anlässlich derWiedereröffnung“ der „Stadtbücherei“ am 1. September 1957 erließ man seitens der Gemeinde auch eine Büchereiordnung. Sie bietet erste Informationen zu den damaligen Öffnungszeiten der Bücherei sowie zu Leihgebühren und Entlehnfristen.    

Rötzer, selbst ein begeisterter Leser, war die Führung der „Stadtbücherei“ ein großes Anliegen. Unter seiner Leitung wuchs der Bücherbestand auf ca. 3.300 Bände an. Unterstützung in der Büchereiarbeit erhielt er von seiner Familie, die u. a. an Einbinde- und Reparaturarbeiten beteiligt war.

Zeitzeugen zufolge kamen die Benützer der Bücherei damals hauptsächlich aus dem Stadtbereich. Als bevorzugte Lektüre galten Krimis und Romane; die Jugend griff zu Karl May.     

1962 und 1967 erhielt die „Stadtbücherei“ seitens des Bundesministeriums für Unterricht Fördermittel zum Kauf neuer Bücher zugesprochen. Als Grund dafür wurde die „gute Steigerung der Entlehnziffer“ angegeben. Als Friedrich Rötzer mit Ende des Jahres 1967 seine Funktion als Büchereileiter zurücklegte, besaß die „Stadtbücherei“ 400 aktive Leser.

 

Ab 1. Jänner 1968 war der Gemeindebedienstete Josef Steininger mit der Führung der „Stadtbücherei“ betraut.

Belege aus seiner Amtszeit, die bis Ende 1977 dauerte, geben erste konkrete Hinweise auf eine Betreuung der Eferdinger „Stadtbücherei“ durch das Volksbildungswerk für Ober-österreich bzw. durch die daran angeschlossene „Büchereistelle“. Es handelte sich dabei um die Gewährung von Fördermitteln, Einladungen zu Büchereikursen sowie um die Möglichkeit, von der „Wanderbücherei“ Gebrauch zu machen. Mit regelmäßig aus Linz geholten Kontingenten von ca. 50 Büchern konnte Steininger den Bestand der „Stadt-bücherei“ immer wieder mit neuen Büchern ergänzen.

Eine Büchereistelle war dem Bundesstaatlichen Volksbildungsreferenten für Oberösterreich seit 1. Jänner 1947 angegliedert. Ihre Aufgabe war die Beratung und Betreuung der Büchereien des Landes. Man versah diese mit Bücherspenden und bot ihnen die Möglichkeit, Bücher aus einer seit 1953 bestehenden „Ergänzungsbücherei“ bzw. „Wanderbücherei“ zu entlehnen. Zusätzlich zu den Büchereikursen des Bundesministeriums für Unterricht veranstaltete die Büchereistelle auch Werkwochen für oberösterreichische (Volks)biblio-thekare.

„Bei dieser Veranstaltung soll vor allem über Buchpflege, Einschlagen der Bücher in Klebefolie (mit praktischen Übungen), Buchbinderarbeiten, Inneneinrichtung einer Bücherei, aber auch über Arbeiten am Buch von der Bestellung bis zum Einstellen ins Regal sowie über Buchhan-del und Verlagswesen gesprochen werden.“  (Mitteilungen des OÖ. Volksbildungswerks, Nr. 7/8, 1961)

Stark in Mitleidenschaft gezogene, aber gern gelesene Bücher ließ man seitens der Eferdinger Bücherei damals noch neu binden.

1975 musste die „Stadtbücherei“ abermals umsiedeln. Ihre neue Bleibe war das Amtsge-bäude Stadtplatz 14, das schon im Anfangsstadium als Büchereilokal gedient hatte. Der Bücherbestand zählte mittlerweile über 4.600 Bände.

„Die Stadtbücherei Eferding war bisher in einem angemieteten Raum im Gebäude Eferding, Grienbergerstraße Nr. 2 untergebracht. Dieser Raum entsprach sowohl größenmäßig als auch hinsichtlich des baulichen Zustandes keineswegs mehr den zu stellenden Anforderun-gen.[…] Aus Anlaß dieser Übersiedlung mußte die vorhandene Einrichtung (insbesondere Bücherregale) größtenteils erneuert werde.“      (Ansuchen der Stadtgemeinde Eferding, 26. Juni 1975)

Mit dem Wechsel der Lokalität wurde auch die noch aus dem Jahr 1957 stammende Büchereiordnung geändert, was vor allem die Erhöhung der Gebühren betraf.

 

AUFBRUCH

Mit Jahresbeginn 1978 übernahm Helga Blaimschein die Leitung der „Stadtbücherei“. Während ihrer 23 Jahre dauernden Tätigkeit arbeitete sie in drei verschiedenen Büchereilokalen.

Auf den Beginn im „Alten Rathaus“ (Stadtplatz 14) folgte 1983 die „Volksschule Nord“, wo die Bücherei im Hochparterre untergebracht war. 1997 vollzog sich mit der Übersiedlung der „Stadtbücherei“ in das „Neue Rathaus“ (Stadtplatz 31) auch eine räumliche Er-weiterung derselben von 60 m² auf 86 m².

Neben den Bücherei-Grundkursen nahm Blaimschein regelmäßig an einschlägigen Fort-bildungskursen teil. Wirkung zeigte dies sowohl in der Neuordnung der Bücher nach Gattungen – bislang waren die Bücher nur nach laufenden Nummern geordnet gewesen – als auch in der Herausgabe eines neuen Bücherverzeichnisses. (Die noch immer aktuellen farbigen Punkte auf den Buchrücken wurden damals eingeführt.) Neuerungen waren außerdem fremdsprachige Bücher sowie das Angebot von Zeitschriften.

1985 begann Helga Blaimschein mit Büchereiführungen für Schulklassen, denen etwas später auch Führungen für Kindergartengruppen folgten. Kinder für Bücher zu interes-sieren war eine der Zielsetzungen der Büchereileiterin. Ab 1994 war die Entlehnung ab dem 21. Kinderbuch gebührenfrei.

Die Zahl der Kinder- und Jugendbücher wuchs unter Blaimscheins Leitung von 1020 auf 2574. Im Büchereilokal Stadtplatz 31 war diesem Bestand – zusammen mit den Sach-büchern – dann sogar ein eigener Bereich im Untergeschoß gewidmet.

Vergleicht man die in den jährlichen Statistiken aufgeschlüsselte Anzahl der Leser und Leserinnen, so lässt sich für die Zeit von 1978 bis 2001 ein auffallender Anstieg an jugendlichen und weiblichen Büchereibenützern feststellen.  

Helga Blaimscheins Engagement wurde mit dem Ehrendiplom des Österreichischen Büchereiverbands und mit der Verdienstmedaille des Landes Oberösterreich honoriert.

 

EXPANSION – INSTITUTION

Seit 2001 ist Leonore Geißelbrecht Leiterin der „Stadtbücherei Eferding“. Mit Kreativität und Elan machte sie die Bücherei innerhalb von 20 Jahren zu einer aus dem Kulturleben Eferdings nicht mehr wegzudenkenden Stätte der Bildung, Begegnung und Kommunikation.

Gleich am Beginn von Geißelbrechts Aktivität stand die Umstellung der Medienverwaltung auf ein Computersystem. Ein nächster Schritt war die Erweiterung des Büchereibestands um Hörbücher und Filme in den Jahren 2005 und 2008.

Zusätzlich zu den schon von ihrer Vorgängerin initiierten Kinder- und Schülerführungen griff Geißelbrecht ab 2004 auch die Idee der „Lesenacht“ mit namhaften Kinderbuch-autorinnen und -autoren auf. Lesungen, Filmvorführungen und Musikalische Abende finden seit 2010 anlässlich der „Österreich-liest-Woche“ statt. Auch beim „Eferdinger Ferienkalender“ ist die „Stadtbücherei“ seit 2011 mit 3 bis 4 Veranstaltungen vertreten.

Mit dem Ausbau des Medienbestands und der Steigerung der Öffnungszeiten wuchs auch das Team um die hauptamtliche Büchereileiterin von anfänglich zwei auf mittlerweile zehn ehrenamtliche MitarbeiterInnen.

2016 erfolgte der Umzug der „Stadtbücherei“ in das Haus Stadtplatz 16. Neben der Barrierefreiheit des Lokals und der Vergrößerung des Büchereiraums auf 125 m² erwies sich die zentrale Lage der neuen Bücherei als äußerst positiver Faktor für die weitere Entwicklung. Zu dem mittlerweile auf 14.000 Medien angewachsenen Angebot – innerhalb der letzten 13 Jahre verdoppelte sich der Bestand – zählen nun auch Spiele und Hörfigu-ren.

Als sichtbare Anerkennung und offizielle Bestätigung für ihre qualitätsvolle Arbeit erhielt die „Stadtbücherei Eferding“ im Jahr 2018 das Qualitätssiegel des EB-Forums.

Ebenfalls in diesem Jahr startete die Workshop-Reihe „MINT mit Pfeffer“, die mit ihren technischen und naturwissenschaftlichen Themen bestens angenommen wird.

Ein neues, in die Zukunft gerichtetes Projekt der „Eferdinger Stadtbücherei“ ist die Beteiligung an der Umsetzung der „Agenda 2030“ der Vereinten Nationen. Dazu will Leonore Geißelbrecht auch die Positionierung der Bücherei als umweltfreundliche „Green Library“ forcieren.